GMH

GMH, die ultimative Challenge

Am 13.12.2003 war es wieder soweit. Auf dem Läufer-Speisezettel stand mal wieder GMH. Für die nicht Eingeweihten sei erwähnt, das dass DER Erlebnislauf mit besonderen Aufstiegsmöglichkeiten rund um den Ort Georgsmarienhütte ist. 50 km lang und ein nicht ganz einfaches Gelände. Für mich war es bereits das dritte Mal. Aber dieses Mal stand GMH unter einem besonders (un-) günstigen Stern für mich.

Annette Hamm, Jürgen Eloo und Wolfgang Ruh hatten mir in einigen Diskussionen bei den langen Läufen klar gemacht, dass ich eigentlich keine Chance gegen sie habe. Kein Wunder, denn alle drei waren gut trainiert, Annette und Wolfgang haben vorbildlich km abgespult. Bei den langen Trainingseinheiten hatte ich bis zuletzt Probleme mit den dreien mitzuhalten. Auch Harald Hinze war der Meinung, dass ich es nicht schaffen könnte. Eigentlich hatten sie ja Recht.
Nun, und schließlich kam doch alles anders...
Am Abend vorher reisten wir an. Ich hatte Migo Spoden, Peter Wölwer und Bernd Wagner im Gepäck. Die Fahrt nach GMH wurde durch meine automatische Pilotin im Kofferraum gesteuert. Zunächst konnte sich die nette Stimme nicht entscheiden, wo wir besser entlang fahren sollen, da die A43 an einem Punkt gesperrt war und Stau drohte. Den Staupunkt passierten wir dank unserer Autopilotin jedoch ohne Probleme. Ursache für das Chaos war ein umgestürzter LKW. Davon sahen wir auf dem GMH Trip noch mindesten zwei weitere. Die Ursache war sicher mit der starke Wind, der an diesem Wochenende blies.
Koster Oesede erreichten wir schließlich über Wege, die nie ein LC’ler vorher befahren hat. Auch hier war der Grund, das wir einen Stau umfahren mussten.
Im Nachtlager angekommen, breiteten wir uns zunächst in der Turnhalle aus. Einige waren sehr mutig und rollten den Schlafsack direkt neben dem Schlafsack von Peter Wölwer aus. Mutig deshalb, weil Peter im Sommer in der Nacht einen halben Wald abgesägt hatte. Nach Begrüßung von anderen Lauffreunden wurden die ersten Bierflaschen geköpft. Michaele Winterberg war schon da, Wolfgang, Annette und Jürgen kamen wenig später.
Nach der Begrüßung durch Georg Rollfing, einem netten Diavortrag zu einem Antarktismarathon und der ultimativen Doppelportion Pasta ging der Abend mit netten Gesprächen weiter. Der LC war wie gewohnt gut mit Bier eingedeckt. Das Köpi ging gut weg, auch das Krombacher war am nächsten Tag “verdunstet”. Lediglich das alkoholfreie Krombacher fand keine Resonanz. Für die ganz Harten stand noch ein Kasten Malzbier zur Verfügung
Um 23.00 Uhr hatten sich alle hin gelegt. Alle? Nicht alle, nur die harten LC’ler waren in der großen Turnhalle hell wach und genossen den leckeren Gerstensaft, Plätzchen, Haribos und was so alles aufzutreiben war. Die andern Laufkollegen waren aus den Erfahrungen der letzten Jahre in den Nebenraum geflüchtet.
Aber ab etwa ein Uhr schlief auch die Mehrheit der LC’ler. Einige waren jedoch noch lange auf.
Die Nacht war relativ ruhig, endete aber recht früh, da einige am Morgen angereiste LC’ler (Harald Hinze, Rudi Furkert und Karl Roch) ein wenig früh ankamen. Sie gaben sich aber alle Mühe, uns nicht wach zu machen. Letztendlich ging’s dann aber doch irgendwie los. Waschen, anziehen und frühstücken. Es gab alles was das Herz begeht. Brötchen, Brot, Marmelade, Käse, Wurst Kaffee, Tee, Kola, in einem Hotel könnte es kaum besser sein.

Meine Laune war glänzend, genau wie die Augen von Annette. Sie hatte ein wenig zu viel Kopi inhaliert und war nur durch Einsatz von zwei Aspirin in einen lauffähigen Zustand zu versetzen. Sollte nun der ganze Trainingseinsatz umsonst gewesen sein? Aufmunternde Worte der Kollegen sollten sie auf den Weg begleiten.
Egal, um 8:30 Uhr ging die erste etwas langsamere Gruppe auf die Reise. Der Rest wartete auf den Hauptstart um 9:00 Uhr.
Um 9:00 Uhr bekamen wir von Georg Rollfing noch den aktuellen Wetterbericht. Es hatte die ganze Nacht leicht geregnet und gestürmt. Der Wetterbericht besagte, dass dieser feine Nieselregen um 10:00 Uhr pünktlich aufhört und dann in einen ordentlichen Landregen übergeht. Außerdem war aus der Nacht schon sehr klar, das es sehr windig sein würde. Die Bedingungen waren also fast optimal für Schlammspringer...
Dann ging es los. Dieter Stolz und ich liefen direkt vorne weg, um bei Georg auf die Digiknipse zu kommen, aber schon kurze Zeit später liefen wir zusammen mit Migo und Bernd in einem lockerem 6er Tempo weiter. Der erste Teil war ja nicht so schwierig und nach ca. 1:10 h Stunde erreichten wird den Versorgungsstand Nummer 1. Von Annette, Wolfgang und Jürgen keine Spur, lediglich Michaele sah ich, als ich von Stand 1 weiter lief. Leider habe ich da Dieter verloren und von Migo sah ich zunächst auch keine Spur mehr. Nun war Bernd mein Begleiter bis KM 25. Aber vorher war natürlich noch der Aussichtsturm am Dörenberg zu besteigen. Viele liefen einfach vorbei (die Aussicht war ja an diesem Tag nicht so besonders), aber ein GMH kann ja nur wirklich gewertet werden, wenn man auf dem Turm war. Bernd und ich klatschten uns auf der Treppe zum Turm ab. Dann ging es weiter über Stock und Stein bis zum 2. Getränkestand. Immer noch keine Spur von meinen Laufkollegen, was mich ein wenig beunruhigte. Bei km 25 gab Bernd Gas und ich ließ ihn ziehen. Am dritten Getränkestand traf ich auf Rudi Furkert, der sich in einem Stacheldraht ein wenig verletzt hatte. Zuletzt sollten wir ihn aber gesund und munter im Ziel wiedersehen. Nach einigen Kilometern zischte Migo an mir vorbei. Der sah nach dieser Strecke deutlich frischer aus als am Start. Er sagte nur: “Keine Angst, ich bin’s nur!”
Zwischen Versorgungspunkt 3 und 4 traf ich Kathleen Gerner wieder. Sie fluchte über das fürchterliche Wetter und sagte, sie würde nie mehr wieder GMH laufen. Da sie etwas langsamer war, ging ich nach einiger Zeit mit einer Laufgruppe an ihr vorbei. Dann kam der Schlenker über die B51 und nach ca. 15 Minuten ging es den langen rutschigen Anstieg an der Wiese zum Osterberg hoch. Oben am Berg angekommen, verfolgte ich eine Gruppe von Läufern, die wieder einen Berg hinunterliefen. Aber nach einiger Zeit stellte sich heraus: Das war falsch. Verlaufen... Also, wieder zurück, und da es vorher bergab gegangen war, muss es nun zurück bergauf gehen. Das waren sicher 5 Minuten Zeitverlust und nun die bange Frage : Sind Wolfgang und Annette vorbei? Egal, dran bleiben und jetzt nicht aufgeben. Schließlich kam ich zu Versorgungsstand 4, kein LC’ler zu sehen. Da war ich mir sicher, es ist zu schaffen. Der nächste Zielpunkt war die Marathoneiche und einige km weiter der letzte Versorgungsstand 5. Ich hatte da schon recht schwere Beine, war pitschnass, aber immer noch guter Laune. Als ich gerade den Versorgungsstand verlassen wollte, kam Dieter an. Er sagte nur. Wolfgang wäre hinter ihm gewesen, aber er war nicht zu sehen. Ich lief schon mal los, und da Dieter noch gut im Saft war, holte er mich bald ein, netterweise blieb Dieter immer sind Sichtweite, da ich mit dem Regen und den beschlagenen Brillengläsern schon etwas Schwierigkeiten hatte, den Weg zu finden. Er winkte mir regelmäßig zu und prüfte immer, ob ich richtig abgebogen bin. Dann kam "Holland", die Schleife, die einige Läufer geradeaus abkürzen. Aber auch da galt es hart an Dieter dran zu bleiben und nicht nachlassen. Schließlich kamen wir am Steinigerturm an und Dieter drehte noch einmal richtig auf. Jetzt konnte ich ihm nicht mehr folgen und so wurde der Abstand immer größer. Das Ziel war aber in Reichweite. Ich hätte es jetzt auch ohne Brille gefunden. Die letzten zwei km waren schon recht zäh, aber schließlich war ich endlich im Ziel.
Dieter hatte auf mich gewartet und beglückwünschte mich, ich holte die trockenen Sachen aus dem Auto und war auf dem Weg zur Dusche, als Wolfgang eintraf. In der Turnhalle saßen schon die Cracks geduscht am Tisch. Nach kurzer Begrüßung ging ich schnell unter die Dusche. Ich hatte richtig Glück. Ich war der letzte, der warmes Wasser hatte...
Als ich mit Duschen und Umziehen fertig war, kam Michaele und einige Zeit später Annette. Annette war sichtlich tief geknickt.
Jetzt konnte sie mir leider nicht das Geschenk für den aus ihrer Sicht wahrscheinlichen Fall ihres Sieges übergeben.
Und die Moral von der Geschichte : Man muss zum richtigen Zeitpunkt fit sein, am Abend vorher nur ein richtiges Bier und drei Feldschlösschen Malzbier trinken und das Weniger an Training durch mentale Härte auszugleichen.
Im Folgenden gab es noch die obligatorischen Ehrungen. Ein Ehepaar ist zum 30ten Mal GMH zusammen gelaufen. Diesen beiden wurden besondere Kilometer der Strecke gewidmet. Bernd Wagner wurde mit 3 weiteren Laufkollegen zum Magister gekürt, weitere 10 Laufverrückte wurden zu Berg- und Talführern ernannt.

Schließlich machten wir uns alle auf den Heimweg.

Also, ich habe mich vor, während und nach dem Lauf sehr wohl gefühlt und war richtig vergnügt. Klar ist, dass ich bald wieder nach GMH komme.





Peter Heinrich