Schweinelauf 2023

#Prolog
Computerlogbuch des Raumschiffes LC Duisburg. Wir schreiben die Erdzeit 180523/0900. An Bord befinden sich Commander Claudia und Captain Björg. Unser Ziel ist der Lhoist-Sportpark am Erbacher Berg in Wülfrath. Dies ist der Austragungsort vom 16. Schweinelauf des Lions Club Mettmann/Wülfrath. Der Schweinelauf besteht seit 2006 und bietet Wettkampfstrecken für Läufer, Walker und Kinder. Die zwei Schweinelauf Distanzen betragen 12 km, sowie 5,5 km. Die Ferkellauf Distanzen betragen 800 m und 400 m.
Unser Auftrag lautet, auf der Distanz von 12 km, mit einem Höhenanstieg von 200 Metern, vor der Fußballtrikot Laufrotte unter Commander H., das Ziel zu erreichen. Während des Laufes machen wir uns mit ihrem Fitnesslevel vertraut, nutzen diese Erkenntnisse, um die Führung zu übernehmen und werden diese bis zum Ziel beibehalten. Zudem ist eine Bodenprobe aus dem näheren Umfeld des Sportplatzes aufzunehmen und zu sichern.

#Ankunft
Das Motto des Schweinelaufs lautet „Kein Schwein läuft allein“ und da mussten wir natürlich bei sein. Da Claudia hier schon mehrfach angetreten ist und an der Strecke jeden Halm mit Namen kennt, war auch dieser Lauf bereits im Vorfeld ein großer Spaß.
Für unser „Raumschiff“ bekamen wir glücklicher Weise, aufgrund der frühen Ankunft, noch einen Parkplatz in der ersten Reihe. Wir blickten gegenüber auf die letzte freie Lücke und mit einer gewissen Vorahnung hielten wir gezielt Ausschau nach einem besonderen Ford Fiesta, der aber leider nicht auftauchte. Also begaben wir uns entspannt, aber neugierig zur Startnummernausgabe. Wir hatten bis zum Startschuss noch zwei Stunden Zeit und genossen es, das gerade erst begonnene Treiben auf dem Sportplatz zu beobachten. Die Wettervoraussichten waren top, auch wenn es um diese Zeit natürlich noch recht frisch war.

#Begrüßung
Aufgrund des auffälligen LC Duisburg Trikots hatte ich ja schon einige Überraschungen erlebt, indem mir bei Wettkämpfen aus den entlegensten Zuschauertrauben plötzlich ein „LC Duisbuuuurg“ entgegen schallte. Solche unerwarteten Schlachtrufe geben mehr Energie, als jedes PowerGel.
Dass unsere Trikots auch hier und schon so früh wieder für Aufmerksamkeit sorgen würden, damit rechnete ich allerdings nicht. Denn zu unserer hellen Freude wurden wir, als willkommene Seltenheit im bergischen Land, von Dr. Axel Güldenstern persönlich begrüßt. Er kam auf uns zu und rief erfreut: „Der LC Duisburg! Hallo zusammen! Wie habt ihr denn zu uns gefunden? Das ist ja klasse!“
Axel war an diesem Tag als Wettkampf Moderator, aber auch in seiner Funktion als Vorstandspräsident des Lions Club Mettmann/Wülfrath unterwegs. Der Lions Club*2 kümmert sich ehrenamtlich um hilfsbedürftige Menschen. Ein toller Empfang, ich war begeistert, das war wirklich klasse.
Wir tauschten uns gegenseitig über unsere LaufClub Veranstaltungen aus und Claudia wurde auf Nachfrage sofort angeboten, doch die mitgebrachten Flyer des „5.Regattabahn Ultra“ gut sichtbar in der Startnummernausgabe auszulegen. Dabei erfuhren wir auch, dass der Name „Schweinelauf“ deshalb entstanden ist, weil der ursprüngliche Streckenverlauf die Form eines laufenden Schweins hatte.
An dieser Stelle möchte ich mich nochmal dafür bedanken, dass ich als später Nachmelder trotzdem ein Wettkampf-Shirt bekommen habe. Denn leider war es mir aufgrund meiner OP nicht möglich, mich früher für eine Zusage zu entscheiden.
Die ganze Veranstaltung strahlte vom ersten Augenblick eine extrem harmonische und familiäre Atmosphäre aus und ich wurde bis zur letzten Minute von meinem Gefühl nicht enttäuscht. Von ca. 6-85 Jahre trug dort alles ein Lauftrikot, was zwei Beine hatte. Das nenne ich eine gelungene Nachwuchsförderung. Wir waren an einem ganz besonderen Ort gelandet.

#Chill and scout
Als alles erledigt war, entspannten wir noch etwas im Auto. Ich richtete meine Vatertagsgrüße per Whats App Video aus und verfolgte unfreiwillig die Ankunft weiterer Teilnehmer und Zuschauer. Das bot durchaus Anlass zur Freude. Wie und wo man noch überall ein Fahrrad zwischen quetschen kann, man glaubt es erst, wenn man es auch sieht. Fahrrad Tetris mit Topfschlagen sozusagen.
Darauf folgte die ausgeklügelte Warmlaufphase eines Spitzenläufers. Nicht dass ich gewusst hätte, dass er einer wäre, aber ich kam nicht umhin zu denken, dass er einer sein musste. Hochambitioniert flog er alle 2-3 Minuten an der Windschutzscheibe vorbei. Selbst als ich die ersten Male noch dachte, dass es sicher nur ein Zufall war, kam da schon sowas, wie eine freudige Erwartung auf seine nächste Parkplatzumrundung in mir hoch. Er führte in den nächsten 25 Minuten alles vor, was ein Läuferherz beglücken konnte. Das Lauf ABC bis Z, sogar mit Sonderzeichen. Ohne weitere Worte war mir klar, dass ich ihn nur noch einmal wiedersehen würde, auf dem Siegertreppchen und zwar ziemlich mittig. Den 1. Platz hatte er bei mir schon, bevor er losgelaufen war. Claudias Segen hatte er ebenso. Ein großer Spaß. Top, hochambitioniert und verdient! Glückwunsch an dieser Stelle!

#Start
Nun ging es langsam auf die Tartanbahn Richtung Start und wir liefen zum Aufwärmen nochmal zwischen Startmatte und Flatterband 600 m auf und ab. Ich versuchte mich dabei unauffällig in den kurz zuvor erlernten Übungen, sah aber eher aus, wie eine Mischung aus Otto und Helge Schneider und brach mir dabei fast noch die Hacken. Wenn Claudia mich nicht eingefangen hätte, wäre mein Schweinelauf Debüt hier wohl schon vorbei gewesen.
Bevor ich weiteres Unheil anrichten konnte, begaben wir uns in letzter Minute zur Startaufstellung. Es wurde gemeinschaftlich von 10 runtergezählt, der Startschuss fiel und voller Freude ging es gemeinschaftlich auf die landschaftlich reizvolle Laufstrecke. Die nächsten 12 km gehörten uns.

#Lyrischer Sinn, oder Unsinn
Wenn ich was bei Waldläufen immer schon geliebt habe, dann waren es die abwechslungsreichen Gewichtsverlagerungen, hervorgebracht durch profilierte Streckenabschnitte, die den Pacegedanken total in den Hintergrund rückten, die einem gerade auf engen Trails das Gefühl eines tänzelnden Boxers gaben. Läufe, die das Lauf ABC im Gesamtpaket mitbrachten, ohne dass in irgendeiner Art Monotonie, Kilometerzähl-, oder Schrittzählneurosen auftraten. Gerade diese Art von Läufen lassen mich auf ganz besondere Art meine Grenzen erfahren. Meine Gegner heißen nicht nur Anstiege und Gefälle, sondern auch Bodenbeschaffenheit, Wurzelwerk, sowie Geäst auf Augenhöhe. Für mich ist es jedesmal der perfekte Trip zurück in meine unbeschwerte Kindheit.

#Im Hier und Jetzt
Da ich mich aufgrund meiner Leistenbruch OP noch zurückhalten musste, entschloss sich Claudia in meiner Nähe zu bleiben und nichts dem Zufall zu überlassen, da mir schonmal zu früh die Pferde durchgehen. Sie hätte sicher mit einer weitaus besseren Platzierung ins Ziel laufen können, stattdessen hat sie weiter meine Wettkampfroutine gefestigt. An dieser Stelle nochmal Danke für alles, was du mir bis hierhin im Laufsport beigebracht hast!
So ging es die ersten 4 km locker und zurückhaltend durch abwechslungsreiches Waldgebiet. Ich wärmte mich entspannt auf, tastete hin und wieder meine Leiste ab und kanalisierte meine Kräfte nur darauf, anzukommen ohne Gehpausen zu benötigen. Denn sowohl Claudia, als auch der Moderator erwähnten ausdrücklich, dass man sich Körner für den Schlussanstieg zurückbehalten sollte, denn der hatte es in sich.

#Glück ist, die kleinen Dinge genießen zu können
So ging es dann gemeinsam die ersten 5 km locker bis zügig voran. Wir passierten die unterschiedlichsten Abschnitte, vorbei am Steinbruch Schlupkothen und dem Zeittunnel, schlängelten uns mal links, mal rechtsrum, viele Streckenabschnitte bekomme ich gar nicht mehr genau auf den Zeitstrahl, ich war zu sehr darauf fokussiert, meine Kräfte einzuteilen.
Es muss irgendwo bei km 5 gewesen sein, als vor uns drei Läufer im Fußballtrikot auftauchten. In der Mitte lief Commander H., links und rechts sein Gefolge. Der aktuelle Streckenabschnitt war eng, mit üppigem Wurzelwerk durchzogen und besonders tricky. Die Jungs hatten diesen gewissen „Mike Tyson Laufstil“ eines Fussballers. Sie waren jung, sie waren kräftig und sie wollten Spaß. Irgendwann waren wir dann hinter ihnen, warmgelaufen und fest im Sattel. Die drei waren einfach den gewissen Zentimeter zu langsam, obwohl ich Sekunden zuvor noch überlegte, ob es taktisch nicht klüger wäre, sich hinter ihnen einfach nur rollen zu lassen, statt selbst zum Hasen zu werden.
Claudia spürte, wie ich hinter ihr nach links wechselte, wich nach rechts aus und überließ mir fairerweise die Entscheidung zum Überholen. Dass sie die Jungs hinter sich lassen konnte, war mir klar. Aber nun lag es an mir, den entscheidenden Move einzuleiten und ich war hier nicht angetreten, um mich schlafen zu legen. Sie bremsten uns nicht viel aus, aber es reichte, um so etwas wie Erholung zu verspüren und Erholung hatte ich in den Wochen nach der OP genug, jetzt wollte ich Adrenalin.
Also zog ich auf der linken Spur an und wir flogen im Formationsflug, von Wurzel zu Wurzel springend, direkt mit der Portion Druck an ihnen vorbei, dass allen Beteiligten klar sein musste, dass wir zwei gut im Saft stehen. Unsere Trikots sollten den Rest unterstreichen.
Als ich an Commander H. vorbei war, hörten wir beide den Satz „Lass die mal jetzt überholen, nachher sind wir dran.“ Mit diesem „Treibsatz“ taten sie uns unbewusst einen großen Gefallen. Wir hielten die Überholfrequenz direkt bei, meine OP war vergessen und somit bauten wir unsere Distanz stabil aus. Aus dem flachen Geläuf wurde ab km 7 eine längere sanfte Steigung, auf der wir trotzdem unser Überholtempo weiterhin stabil halten konnten. Somit war unser vorheriger Überholvorgang in der Ebene die absolut richtige Entscheidung gewesen.
Dann folgte ein 90 Grad Linksknick, der die längste Bergabpassage einleitete, die ich jemals gelaufen bin. Ok, ich laufe auch erst seit einem Jahr Wettkämpfe, da kann so ein Satz schon mal fallen. ;-)
Der nun folgende Gefälleabschnitt Nord-Erbach war in jeder Hinsicht einzigartig. Alleine diese 1,6 km sind es schon wert, an diesem Lauf teilzunehmen. Vor uns lief eine jüngere Frau neben einem älteren Mann, der Weg war asphaltiert, lag prall in der Sonne und wir hatten einen phantastischen Talblick auf den Kalksteinbruch, extrem abgefahren. Der ältere Mann zeigte plötzlich Qualitäten, wie kein Zweiter von uns. Innerhalb kürzester Zeit, baute er bei einem Gefälle von 10-16%, locker 200 m Vorsprung auf und geriet kurz darauf außer Sichtweite, beeindruckend.
Als ich mit Claudia vor einem Jahr zum ersten Mal den Fliegerberg runtergelaufen bin, musste ich auf Gehen runterschalten, da die Erschütterungen mein Fahrgestell derart malträtierten, dass ich dachte, meine Knie und Schienenbeine wären kaputt. Zum damaligen Zeitpunkt war es für mich undenkbar, dass sich dieser Zustand durch passendes Training bessern könnte. Aber er konnte es und diese Erkenntnis ist, eine der so vielen besonderen Momente, die mich am Laufen faszinieren. Trotzdem laufe ich bergab immer noch mit angezogener Handbremse, da ich mit meinem zu hohen Körpergewicht haushalten muss.
Nun bin ich nie zuvor 1,6 km bergab gelaufen und nach 800 m schlich sich auch das Gefühl ein, dass es nun mal langsam gut sein musste, aber es endete irgendwie überhaupt nicht. Auch Claudia hatte mittlerweile ca. 100 m Vorsprung und als ich doch nach einer gefühlten Ewigkeit unten ankam, passierte das auch nur deswegen, weil es sofort linksrum wieder steil hochging, genial.
Das musste sie sein, die mehrfach angekündigte letzte Steigung, denn man sah ihr Ende nicht, juhu. Sofort ploppte Claudias passender Lernsatz, wie eine karnevalistische Polizeikelle vor meinem geistigen Auge auf: „Wo es runter geht, geht es auch irgendwann wieder rauf.“ Dazu ertönten in meinem Kopf die typischen mechanischen Geräusche einer Geisterbahn. Ganz wunderbar, ich war im eigenen Tunnel angekommen.
In den letzten 12 Monaten waren Berge, Hügel und Steigungen sehr oft mein Lehrer und nach so manchem Lauf habe ich nach dem Duschen auf dem Bett gelegen, gelitten und gelacht, während sich meine Beine wie Salzgebäck anfühlten. Aber was soll es. „Wer besser laufen will, muss leiden!“ Und nun galt es, die Ernte einzufahren.

#Herz eines Boxers
So zogen wir beide still nebeneinander den 600 m langen Endanstieg des Silberberger Weg hoch. Der Steigungswinkel beträgt hier ca. 11% und mein, durch die vorherige Gefällestrecke gesunkener 125er Puls, stieg langsam wieder Richtung 160.
Wir liefen gerade 1 min. im Einklang den Hügel hinauf, wie wir es schon so viele unzählige Male zuvor getan hatten, als hinter uns plötzlich ein lautes Geröchel und Geröhre ertönte. Die Entfernung war nicht einschätzbar und umschauen war zumindest für mich keine Option, denn jetzt galt es, die Nerven zu bewahren. Ich schaute zu Claudia rüber und ihr grinsen verriet mir, dass sie genau das Gleiche dachte. Es konnte sich nur um unseren heiß ersehnten „Überholer“ handeln, der nun zu seiner angekündigten Retourkutsche ausholen wollte.
Ab diesem Moment begleiteten uns am Anstieg nun die Gesänge einer sterbenden Hirschkuh. Dazwischen vernahmen wir Wortfetzen und kurze Zeit später überholten uns in diesem bizarren Schauspiel drei eMTB-Fahrer. Sie riefen zu uns rüber „Passt auf, die Jungs hinter euch wollen euch vor dem Ziel noch überholen. Gebt alles, ihr schafft das, lasst euch nicht abziehen.“ Dass Außenstehende diese Situation so klar erkannten, fand ich zum damaligen Zeitpunkt wirklich sonderbar, passte aber irgendwie in diese verrückte Situation. Ich hätte mich vielleicht doch mal kurz umdrehen sollen. Wer weiß, was ich zu sehen bekommen hätte.
Wir blieben aber beide psychisch, wie physisch stabil, zudem Claudia, wie sie mir später mitteilte, noch einen Plan B in der Tasche hatte. Er lautete „Was ich immer schon mal meinem Laufgegner erzählen wollte, wenn er mich bergauf überholen will.“ Wer Claudia kennt, weiß was ich meine. Diesen Plan benötigten wir aber zum Glück nicht.

#Die Bodenprobe
Kaum oben am Berg angekommen, ging es rechtsrum zum Sportplatz und man hörte bereits Axel voller Adrenalin moderieren, ein wunderbarer Empfang. Aber noch galt es ca. 800 m weiter hart durchzuziehen, obwohl mein Puls gefühlt nun langsam Richtung Anschlag raste. Dazu lief hinter uns weiter die „Mindfucker“ Schallplatte, allerdings war sie aufgrund der wachsenden Distanz merklich leiser geworden.
Ich sah vor mir sportlich gekleidete Leute hinter einem LKW Anhänger verschwinden und fragte mich, ob sie da vielleicht pinkeln gehen. Wahrscheinlich war mein Wunsch, es ihnen gleich zu tun, Vater des Gedankens. Ich erkannte in diesem Augenblick aber nicht, dass genau dort unsere Laufstrecke weiterging, sah nur endlose Wiese, aber keine Laufrichtung, hörte unseren Moderator in euphorischer „Elf Meter, Schuss und Tooooor“ Stimmung die Zieleinläufer anpeitschen, dazu rief Claudia mir noch was zu, links von mir trabte die Mitläuferin, die seit dem Nord-Erbach Abstieg auf unserer Höhe lief und genau in diesem Augenblick, fiel mir die noch dringend benötigte Bodenprobe ein. Die durfte ich, in dieser herrlichen Reizüberflutung, auf gar keinen Fall vergessen.
Da das Gras am Hintereingang zum Sportplatz ca. 10 cm hoch stand, wurde der dort lauernde Auflaufkeil eines Doppeltors zu meinem unerwarteten Judogegner. Ich kann ihn im Nachhinein verstehen, er fühlte sich wahrscheinlich auf den Schlips getreten und reagiert sofort, nahm mein Bein, riss es nach hinten und ich landete schockverliebt mit Knien und Ellenbogen auf dem Boden der Tatsachen. „War das schön grün hier unten. Vielleicht stehe ich einfach nie mehr auf. Hallo ihr Ameisen. Bin ich jetzt einer von euch?
Höre ich da Rufe nach dem Notarzt, oder ist das hier gerade alles nur ein Traum?“ Auf meiner Peinlichkeitsskala hatte ich gerade eine ausgewachsene 9,5 abgeliefert. Darüber sehe ich nur noch die Situation, dass mir auf einer vollbesetzten Showbühne jemand die Hosen runterzieht.
In diesem Augenblick verlangsamte sich alles vor meinen Augen, wie in dem Film Matrix. Alles lief mit 240 Bilder/sek vor mir ab, die perfekte, aber auch notwendige Zeitlupe. Die Bodenprobe nehmen, aufspringen, dabei blitzschnell meine Körperfunktionen durchchecken, nach hinten gucken, um die Distanz zur Hirschkuh auszulasern, wurden eins. Claudia bremste erschrocken, rief fragend „Ist was passiert?“ und ich antwortet nur „Nix passiert, lass uns jetzt voll durchziehen, das passt. Mir geht es so gut, wie nie.“ und mit diesen Worten bogen wir beide im Parallelflug linksrum auf die Tartanbahn ein. Die letzten 300 m liefen wir, als wären wir platziert. Ich konnte meinen Adrenalinschub vom Sturz voll in den Lauf werfen und wir überholten dabei noch die zuvor neben uns gelaufene Frau, sowie einen weiteren vor uns laufenden schlanken 1,90 Hünen. So rannten wir, trotz meines Sturzes, den letzten Kilometer mit einem passablen 5:30er Schnitt ins Ziel. Es war geschafft.

#Medaillenvergabe und Wunden lecken
Nun galt es noch, für den Medaillenüberwurf, passend vor dem Helfer zu nicken, sich zu bedanken und schon lagen Claudia und ich uns glücklich lachend in den Armen. Meinen Anstandsbesuch bei den Sanis absolviert ich auch direkt, so hatten sie ihren Pavillon wenigstens nicht umsonst aufgebaut. Ich zeigte grinsend meine 4 blutenden Körpergelenke und nach einer etwas umständlichen Desinfektionsmittelsuche, wurde meine Bitte um Wundreinigung sorgsam erfüllt. Als glücklicher Pflegefall entlassen, schwebte das Trostpflaster in Form von hausgemachtem Kuchen bereits vor meinen Augen. Läuferherz, was willst du mehr.

#Das Doppelkuchenritual
Claudia wartete schon, damit wir gemeinsam unser Zielritual „Kaffee mit Doppelkuchen einbauen“ genießen konnten. Dabei tauschten wir unsere frisch erlebten Lauferlebnisse aus und spülten alles mit einem guten Kaffee nach. Der selbstgebackene Kuchen war top und gab uns die ersten notwendigen Kräfte zurück, um den Rest des Nachmittags von der Tribüne die Ferkelläufe anzufeuern, Siegerehrungen mit Beifall zu untermalen und unseren Windschutzscheiben Youtuber auf dem verdienten 1.Platz für die Kurzdistanz wiederzusehen. Gratulation nochmals!
Das war dann auch für uns der passende Zeitpunkt, den Heimweg anzutreten. Ob wir nächstes Jahr wieder dabei sind? Was meint ihr? Wie sieht es bei euch aus, die diese Geschichte gelesen haben? Seid ihr es auch?

*1 https://www.schweinelauf.de
*2 https://www.lionsclub-mettmann-wuelfrath.de/club/über-lions.html
PS: Sie glauben, diese Geschichte ist wahr und meinen, sich in ihr wiederzuerkennen? Falsch, diese Geschichte ist frei erfunden und kann sich so, oder so ähnlich, zu jeder anderen Zeit, an jedem anderen Ort, genauso, oder auch völlig anders, zugetragen haben. Aber eines wird immer so sein: „KEIN SCHWEIN LÄUFT ALLEIN“


Vielen Dank an alle Beteiligten, Ausrichter und Helfer.
Ihr wart alle wunderbar.


Wer bis hierhin durchgehalten hat: „Vielen Dank fürs Lesen ;-)“
Kritik ist gerne gesehen: gewaltig-macht-0x@icloud.com

Gruß, Björg.