Würzburger Gedächtnislauf 2023

Würzburger Gedächtnislauf 2023

oder die Einsamkeit der Langstreckenläufer

Nachdem ich im Rahmen meines 42 bzw. 21 / 16 Projekts (in jedem Bundesland mindestens einen Halbmarathon laufen) schon Rheinland-Pfalz, NRW, Hessen, Baden-Württemberg, Bremen und Niedersachsen erlaufen hatte, ging's nun nach Bayern. Um es korrekt zu sagen: Würzburg in Unterfranken.
Bei meiner Recherche nach einem frühen Lauf stieß ich auf den Würzburger Gedächtnislauf. Im Gegensatz zu den traditionellen Straßenläufen sollte es diesmal also etwas "Anderes" sein.
Der Gedächtnislauf ist ein Lauf, der an die Fluchtroute der Bewohner Würzburgs bei einem verheerenden Bombenangriff im Zweiten Weltkrieg erinnert. Es handelt sich nicht um einen offiziellen bzw. DLV vermessen Lauf sondern vielmehr einen Symbollauf, von Läufern für Läufer.
Es standen diverse Distanzen (10km, 21km, 28km und schlussendlich der Ultra mit 44km) zur Auswahl.
Ich entschied mich mutig für die Volldistanz, in der Hoffnung auf einen guten Trainingslauf zur Eröffnung der Laufsaison.
Am Samstagmorgen fanden sich ca. 250 Laufbegeisterte auf dem Rathausplatz zusammen, um nach einer Gedenkminute gemeinsam loszulaufen. Die ersten 21km vergingen wie im Flug. Gemeinsam mit netter Begleitung von Pamela und Karsten, lustigen Gesprächen zu den ein oder anderen Läufen und das alles in feinstem fränkischem Dialekt, kamen wir frisch und munter in Himmelstadt an, wo uns Karsten verließ. Pamela und ich machten uns weiter auf den Weg nach Karlstadt, zum einzigen VP (28 km Marke) in schönster historischer Innenstadt.
Hier stand dann eine kurze Verschnaufpause (inkl. Getränken und Kuchen) an. Und es war klar: Pamela wird mich nicht weiter begleiten (jegliche Überredungsversuche blieben erfolglos) und es wird einsam. Sehr einsam. Für die Volldistanz hatten sich schließlich lediglich ca. 40 Läufer*innen gemeldet...

Die nächsten 16km waren dann geprägt von Zwiegesprächen zwischen me, myself, I, dem Kuchen und meinen unfassbar riesigen Blasen.
Tatsächlich war weit und breit niemand mehr zu sehen und so trottete ich immer weiter entlang des Mains und zweifelte immer Mal wieder ob ich mich nicht verlaufen hatte... Nach schier endlosen km in der Sonne erreichte ich einen Vorort von Gemünden und schließlich Gemünden selbst. Die nun wieder aufgetauchten Streckenmarkierungen wiesen mir den Weg durch die Altstadt (ein Hoch auf Kopfsteinpflaster) und schlussendlich war das Ziel erreicht.
Dort wartete der Organisator, der jeden Finisher in die Arme schloss, und vorbei waren die Gedanken an Blessuren, Hitze, die Sorge sich zu Verlaufen. Es blieb ein Glücksgefühl, den ersten Ultra gefinished zu haben, die Aussicht auf noch mehr Rührkuchen und vor allem der Austausch mit den anderen Finishern (selbstverständlich auch die Werbung für unseren R50).
Ins Ziel schafften es aufgrund des plötzlichen Temperaturumschwungs (Temperaturanstieg von 20 Grad innerhalb einer Woche) leider nicht Mal 50 Prozent der Teilnehmenden.
Neben Muskelkater und den ein oder anderen Blessuren nehme ich vor allem nette Gespräche und den ein oder anderen Hinweis auf ganz tolle Veranstaltungen mit.
Rundherum eine sehr empfehlenswerte Veranstaltung und auch eine wirklich sehenswerte und vielfältige Stadt. Und wer nach dem Ultra nicht genug hat, kann am nächsten Tag als aktive Regenerationseinheit die Treppen und Berge zum Käppelchen oder auch der Festung hochkraxeln.